Atemschule  
 

Kapitel 7 


7. Persönliche spirituelle Erfahrung im „Welthaus“: Sinn und Atmen


Zwei Fragen lassen mich nicht los:
Was ist der Sinn meines/unseres Lebens?


Hat Atmen, außer dass ich ein- und ausatme und dadurch lebe, eine tiefere Bedeutung?
a. Sinn aus dem göttlichen Licht und der Verbindung zum Menschen
Aus meinem Verständnis und meiner Erfahrung heraus betrachte ich den Sinn des Lebens als eine aktive Schöpfung, die sich stets im gegenwärtigen Moment entfaltet und die wir in jedem Augenblick mitgestalten. Es geht  darum, eine tiefe Verbindung zum Schöpfer zu entwickeln, indem wir uns mit anderen Menschen verbinden. Auf diese Weise erschaffen wir einen reichen und erfüllten Sinn für unser Dasein.


Das sei etwas näher erläutert. Von Bedeutung ist für mich das Verständnis von Seele. Die Seele, oft als der unsterbliche Funke des Göttlichen in jedem Menschen beschrieben, verkörpert das reine Licht des Schöpfers. Dieses Licht steht symbolisch für die höchsten göttlichen Eigenschaften: Liebe, Freude, Genuss, Weisheit und Altruismus. Philosophisch betrachtet ist die Seele die Essenz unseres Seins, die uns untrennbar mit dem Unendlichen verbindet.


Der Mensch hat die Fähigkeit, dieses göttliche Licht in sich zu verstärken, indem er die Prinzipien des altruistischen Gebens und der Liebe versteht und lebt. In diesem Zustand des Gleichseins mit dem Göttlichen überwindet der Mensch die egoistischen Begrenzungen und öffnet sich für die universelle Weisheit und bedingungslose Liebe. Die Seele, die anfangs nur schwach schimmert, beginnt in solchen Momenten des tiefen Verständnisses und der reinen Hingabe zu erstrahlen.


Der Prozess der spirituellen Erleuchtung ist eine kontinuierliche Reise der inneren Transformation und Erkenntnis. Jede neue Einsicht, jede spirituelle Wahrheit, die der Mensch entdeckt und in sein Leben integriert, lässt das Licht der Seele heller werden. Diese wachsende Helligkeit ist ein Zeichen dafür, dass der Mensch immer mehr die göttlichen Eigenschaften in sich verwirklicht und sie in seinem Alltag lebt.


Diese spirituelle Verbindung mit dem Göttlichen und den Menschen ist für mich das sinngebende Element meines Lebens geworden. Die verbindende Liebe als Brücke zu anderen Menschen verstehe ich als eine Schnittstelle zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Göttlichen und uns Menschen. Am Netzwerk der Verbindungen zu arbeiten ist ein kontinuierlicher Prozess, der uns Menschen vielleicht erst zu Menschen macht und die ursprüngliche Einheit wieder herstellt.


b. Die tiefere Bedeutung von Atmen


Aus langer Erfahrung mit bewusstem Atmen weiß ich, dass Atmung weit mehr ist als ein bloßer physiologischer Prozess, der den Körper mit Sauerstoff versorgt.
In vielen spirituellen Traditionen und Sprachen wird der Atem in einem Zug genannt mit den Wortfeldern Luft, Odem, Atem, Seele, Geist, Begeisterung – in der hebräischen Sprache mit „Nefesh“ und "Neshama" , in der griechischen mit „pneuma“ in der lateinischen mit „spiritus“.bezeichnet – alles also Begriffe, die sowohl Atem als auch Seele bedeuten. Diese Doppelbedeutung weist auf eine fundamentale Wahrheit hin: Der Atem ist nicht nur das, was unseren physischen Körper am Leben erhält, sondern auch das, was uns mit unserer spirituellen Essenz verbindet.


Die Seele, als Funke des Göttlichen, trägt die Information des göttlichen Lichtes in sich – Licht, das geprägt ist von Liebe, Freude und Genuss. Wenn wir bewusst atmen, öffnen wir uns dieser göttlichen Präsenz und erlauben unserer Seele, sich durch unseren Körper auszudrücken. In Momenten tiefer Freude und Erfüllung spüren wir, wie der Glanz der Seele in unserem Körper wirkt und ihn durchdringt. Diese Erfahrung zeigt, dass die Seele und der Atem untrennbar miteinander verbunden sind.


Neben der materiellen Ebene von Ein- und Ausatmen existiert eine spirituelle Dimension, die in ihrer Vollkommenheit keine Bedürfnisse kennt. Diese Ebene ist geprägt von einer tiefen inneren Ruhe und einem Zustand des Seins, der über die Begrenzungen des physischen Körpers hinausgeht. In dieser spirituellen Sphäre finden wir – wie erwähnt - die Seele, die ewige Essenz unseres Daseins, die uns mit dem Göttlichen verbindet.
Die Atmung stellt somit wie die Liebe so etwas wie eine die Schnittstelle zwischen den beiden Ebenen Seele und Körper, dem Spirituellen und Materiellen dar, jeweils ein Band, das die materielle Existenz des Menschen mit seiner spirituellen Essenz verknüpft.


Wenn wir jetzt die Perspektive verändern und nicht aus der Sicht des Körpers und Verstandes ausgehen, um die Geschehnisse zu beschreiben, sondern eine Perspektive wählen aus der Sicht des Göttlichen oder der Seele, die als Glanz des Göttlichen über die Atmung ihren Ausdruck zeigt, dann würde das eine ganz andere Einsicht in das Leben und seine Gegebenheiten bringen und das Sprichwort erfährt durch diese Sichtweise eine ganz neue Bedeutung: “So wie du lebst, so atmest du, und so wie du atmest, so lebst du”. Diese Einsicht würde ein Gefühl der Ehrfurcht und des Staunens über das Leben und seine Ereignisse offenbaren. Jeder Atemzug wird zu einem heiligen Akt, ein Ausdruck der göttlichen Energie, die durch dich fließt und dich mit dem Göttlichen verbindet. Dein Leben wird zu einem Spiegel des Göttlichen, ein lebendiger Ausdruck der Schöpfungskraft, die in jedem Moment neu geboren wird.


In dieser Perspektive wird die Verbindung zu anderen Menschen zu einer heiligen Aufgabe, denn in jedem anderen Wesen erkennst du das Göttliche. Die Liebe und das Mitgefühl, die du teilst, sind nicht bloß menschliche Emotionen, sondern Manifestationen des Göttlichen, das durch dich wirkt. Durch diese Verbindung erschaffst du einen tiefen und erfüllten Sinn für dein Dasein, der über das bloße Materielle hinausgeht und die spirituelle Dimension des Lebens erleuchtet.


Fazit:


Aus dem Perspektivenwechsel - weg von unten nach oben hin zur Sicht von oben nach unten – hat mein Leben und die Sicht auf das Leben im Welthaus eine neue Bedeutung erhalten, die sich in zwei Worten spiegelt: Lieben und bewusstes Atmen. Ich bin Teil der wunderbaren Natur und Schöpfung und ich lerne jeden Tag, was es heißt, zu geben und zu lieben. Darin sehe ich den Sinn des Lebens, ich versuche diesen Sinn bewusst zu leben mit anderen. Alleine funktioniert das Leben nicht!