Schlussgedanke & Nachwort
Schlussgedanken
Wer sich einmal auf die innere Architektur des Welthauses eingelassen hat mit seinen Milliarden von Seelen, dem geht es wie einem Musiker, der vor einem großen musikalischen Werk steht. Am Werk etwas zu verändern, hieße, das Werk zu zerstören. Nun geht es darum, sich in das Werk einzufühlen, die Grundmelodie herauszuhören. Spielt jeder die Töne auf seine Weise, kann es nur Missstimmungen geben. Einige Menschen spüren, wie das Werk zu interpretieren ist. Alle sind eingeladen, dass es zu etwas Großem wird: der Weg durch die verschiedenen Akkorde bringt die Teilnehmenden zu eben der Harmonie, in der die Seelen zusammenwachsen. Die Grundmelodie bildet die Einheit für alle. Sie spüren, wie die Seelenteile und -splitter sich zusammenfügen zu einem großen Ganzen.
Dieses Geschehen am Beispiel eines musikalischen Werkes steht für das kabbalistische Wunder: alle erleben sich in einer Einheit, in einem Netzwerk verbunden. Der Mensch braucht ohne Frage seinen Verstand - aber keine Wissenschaft der Welt mit ihren Methoden kann diese Einheit herstellen. Die Weisheit der Kabbala zeigt einen gangbaren Weg, vielleicht den einzigen, der funktioniert - und er hat zu tun mit einer Transformation: vom Denken zum Fühlen und Spüren, und vom Empfangen zum Geben. Hier sind viele Korrekturen notwendig, und eine der Korrekturen ist eine Blickänderung: dass wir uns erinnern, wo wir herkommen. Das heißt, realistisch zu sehen, dass wir ohne die göttliche Eigenschaft zu geben keine Chance haben. In der Realität des Göttlichen sind wir im Welthaus alle verbunden. Unsere Augen sagen vielleicht, dass sie dieses nicht sehen, und unser Verstand sagt in seiner Ego-Manier: “verrückt. Denn das kann man alles nicht beweisen.”
Aber eines kann man doch beweisen: dass der Mensch, wenn er sich nicht ändert, sich und seine Generationen ins Verderben führt. Das spüren wir heute bereits und brauchen keine Beweise. Das erleben wir. Was also ist in dieser scheinbar ausweglosen Situation notwendig? Die Philosophin Helen de Cruz fasst die Antwort in klare Worte: “Wir müssen vernetzte Formen des Selbst neu begreifen.”
Wir haben einen Traum: wenn die Weisheit der Kabbala als Grundlage aller Wissenschaft und aller Religionen gesehen werden könnte, wäre ein Umdenken in eine neue Richtung möglich: Nicht nur, dass wir uns als Menschheit vernetzen und ein großes Verbindungsnetz bilden, sondern dass wir gemeinsam lernen: wir sind bereits vernetzt. Was für ein Wunder würde geschehen, wenn das jeweils alle Wissenschaft und Religion je auf ihre Weise zeigen könnte, in Ehrfurcht vor dem Schöpfer oder einer Höheren Kraft, in Ehrfurcht vor den Menschen und in Ehrfurcht vor der Natur.
Nachwort
Diese Arbeit zu schreiben war uns in dreierlei Hinsicht ein Anliegen:
Wir wollten für dieses gemeinsame Vorhaben uns Rechenschaft geben, was uns persönlich die spirituelle Arbeit zum derzeitigen Zeitpunkt bedeutet und ob und wie die spirituellen Haupt-Inhalte allgemein verständlich in unsere Sprache zu vermitteln sind.
Wir wollen alle, die den Text lesen, zum Nachdenken darüber bringen, dass über alle Wissenschaft und Religionen hinweg die spirituelle Weisheit der Kabbala d i e Möglichkeit ist, ein Netz zu knüpfen, das alle Menschen verbindet. Dadurch erhalten wir auch einen anderen Blick auf die Natur und ihre Gesetze.
Nicht zuletzt wollen wir durch unser gemeinsames Schreiben auch verdeutlichen, wie zwei Verfasser, die sehr verschieden sind und verschiedene Erfahrungen mitbringen, durch eine gemeinsame Absicht und ein gemeinsames Ziel sich zu einem gemeinsamen Vorhaben verbinden und in dieser Verbindung sich entwickeln können. Der jeweilige Austausch über den Inhalt ist stets geprägt von Freude und großer Anerkennung des anderen.
September 2024 Julius Kulhanek Günther Paehlke