Atemschule  
 

2024-09-24

Eine ungewöhnlich- gewöhnliche Fahrt im Zug des Lebens

Eine ungewöhnlich-gewöhnliche Fahrt im Zug des Lebens
mit Günther und Julius

Wir alle sind Reisende im Zug des Lebens, Frauen und Männer.
Eines ist bereits zu Beginn der Zugfahrt deutlich: Keiner der Anwesenden Reisenden wäre da, wenn wir Menschen nicht als Frauen und Männer existieren würden. 
Und dieser Zug führt alle Erinnerungen mit sich über das Thema Mann und Frau, männlich und weiblich. Religionen haben sich damit beschäftigt,
 Naturwissenschaften, Psychologen, Philosophen und die Medizin. Schließlich sitzen auch wir Autoren in diesem Zug, zwei Männer also, 
und machen uns Gedanken über dieses alte Thema der Menschheit.

Doch nun zu dir, ob du eine Frau oder ein Mann bist: Du bist an einem ganz bestimmten Datum – durch deine Geburt – in diesen Zug eingestiegen. 
Darum richten wir zuerst deinen Blick auf deine nächsten Mitreisenden, deine Eltern.

Erste Prägungen Was prägt dein Bild von Frau und Mann, weiblich und männlich?

Hilfreich ist ein Blick auf deine ersten Erfahrungen mit männlich und weiblich, Mann und Frau. Es geht um den Anfang deines Lebens: 
Stell dir den Zeitpunkt deiner Geburt vor, wo du anfängst, deine sinnlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Deine sieben Sinne sind: 
Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen, Gleichgewichts- und Temperatursinn. Und deine Aufgabe besteht nun darin,
dass du mit all dem gesammelten Material, das du über deine Sinne erfahren hast, dein Leben auf eine Weise verständlich machst, die dein Überleben sichert. 
Du spürst als neugeborenes Wesen sehr schnell, dass sich in deiner Umgebung etwas tut, aber noch nicht einzuordnen ist. 
Etwas bewegt sich, kommt auf dich zu, versorgt dich, schenkt dir Aufmerksamkeit und Liebe. Du machst also erfreuliche Erfahrungen, sie befreien dich von Hunger und Schmerz.

Einige Wochen oder Monate später bemerkst du als Kind einen grundlegenden Unterschied zwischen diesen beiden Sorten Mensch. 
Du spürst eine enge Verbindung mit einem Menschen, den du Mutter und einen anderen, den du Vater nennst. 
Und die nächsten paar Jahre deiner Kindheit bist du nur mit Fragen über Fragen und intensiven Aktivitäten beschäftigt. 
Du erforscht deine Umgebung, erweiterst deine Erfahrungen mit Mutter und Vater, die dann auch zu Frau und Mann werden. 
Die wirkliche Verfeinerung dieser ersten Erfahrungen mit Frau und Mann, also den Feinschliff, den beginnst du mit der Pubertät.
Wenn du dann erwachsen bist und eine intime Beziehung eingehst, entsteht ein tieferes Verständnis von dem, was Frau-sein und Mann-sein bedeutet.

Wenn man die Beziehungen von Menschen untersucht, lässt sich eine interessante Beobachtung machen: Die Beziehung, 
die du zu deiner Mutter gehabt hast oder noch hast, prägt auch deine Beziehung zu allen Frauen. Und entsprechend hinterlässt deine Vaterbeziehung Spuren in dir, 
die sich auf die Beziehung zu anderen Männern auswirken. Darum ist es gut, dir die Beziehung zu deinen Eltern noch einmal bewusst zu machen und genauer hinzusehen.
 Dabei ist festzuhalten: Es geht um das Erleben. Was du in deiner Beziehung mit deiner Mutter und deinem Vater erlebt hast, 
hat sich mit deiner kindlichen Wahrnehmung eingeprägt. Und aus diesem kindlichen Erleben heraus hast du deine Version bzw. dein Bild von Frau oder Mann geschaffen. 
Persönlichkeit, Neigungen und Verhaltensmuster deiner Eltern oder des Elternteils, mit dem du aufgewachsen bist, sind in dieses Bild eingeflossen. 
Das Schwierige daran ist, dass diese inneren Bilder jetzt unterhalb deines Bewusstseins liegen. Es ist kein Problem, dass du dir diese Bilder und Vorstellungen machst, 
das gehört zu uns Menschen. Aber nicht zu wissen, dass du diese Bilder in dir trägst, die deine Wahrnehmungen, Gefühle und dein Denken beeinflussen, 
und du unbewusst von diesen Bildern gesteuert wirst, kann im Zusammenleben zu einem echten Problem werden.
Haltestelle am Bahnhof der Geschichte

Der Zug bietet dir einen Halt am „Bahnhof der Geschichte“. Deine Eltern oder auch andere Personen, die dich prägen, 
sind bereits seit längerer Zeit Passagiere auf den Gleisen durch das Leben. Auch sie wurden wiederum geprägt von ihren Eltern – was Mann und männlich heißt,
 und Frau und weiblich. Im Bahnhof der Geschichte machst du nun eine interessante Entdeckung:
Gleich am Eingang stößt du auf Fragen, wie „Empfinden Mann und Frau gleich? Gibt es eine typische Art, 
wie Männer sind und sich verhalten und entsprechend einer typischen Art, wie Frauen empfinden und agieren? „Sind Frauen emotionaler und Männer rationaler?“
Zunächst werden ein paar Tatsachen klargestellt:

Tatsache ist, dass Menschen sich als Mann und Frau in der Entwicklungsgeschichte vorfinden. Tatsache ist auch, dass Mann und Frau Beziehungswesen sind – 
ein Leben in verschiedenen Beziehungen, als Paare, als Freunde und Freundinnen, als Eltern und Kinder, als Kolleginnen und Kollegen usw.; 
als sexuelle Wesen ist unsere Beziehung auf Fortpflanzung angelegt.
Weiter erfährst du: Der Mensch mit seinem Ich trägt in sich das Verlangen nach einem Du. Er will, ob als Mann oder Frau, angesprochen, anerkannt und geliebt sein, 
und er hat gleichzeitig die Fähigkeit, Anerkennung und Liebe zu geben. In diesen wechselseitigen Prozessen findet Leben statt, auch in  der Gemeinschaft. 
Nun kann beobachtet werden, dass Menschen, ob Frauen oder Männer, lieber passiv Anerkennung empfangen,
 als aktiv Anerkennung schenken und ähnlich scheint es mit dem Lieben zu sein.

Wenn du tiefer in die Geschichte eintauchen willst, dann lohnt sich ein Blick in die Tora, genauer in die Schöpfungserzählung. 
Hier liest du den Satz: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, -und schuf sie als Mann und Frau (Genesis 1, 27). Bezeichnend dabei ist, 
dass der Schöpfer sich ihm ähnliche Wesen schafft. Das „ähnlich“ bezieht sich nicht darauf, dass wir Menschen wie Gott aussehen; 
schließlich wissen wir nicht, wie der Schöpfer aussieht. „Ähnlich“ sind wir ihm als Beziehungswesen in der Eigenschaft zu lieben. 
Darum sind wir als Adam und Eva, Mann und Frau, also gleichwertig geschaffen.

Hier ist die Verbindung von Mann und Frau angesprochen, der Aspekt von beiden, Beziehung und Partnerschaft zu leben. 
Von „typisch Mann, typisch Frau“ ist hier nicht die Rede.
Wenn du die Religion verlässt und in unsere menschliche Kulturgeschichte eintauchst, lässt sich eines erheben: 
Es scheint so zu sein, dass vor über 8000 Jahren in Alteuropa eine „Große Göttin“ verehrt wurde, ein weibliches Prinzip: 
eine ‚gute‘, lebensspendende Mutter‘ und gleichzeitig todbringende, mit ihren Funktionen der Fruchtbarkeit und der Erneuerung von Leben.
 Die Kraft dieser weiblichen Göttin zeigte sich in allem, was lebt, und wurde sichtbar im Kreislauf der Natur von Geboren werden, Erwachen, Wachsen und Sterben. 
Das Weibliche wurde also in früher Zeit verbunden mit Gebären, Ernähren, Leben hervorbringen, Leben beenden und wieder Leben gebären.
Mit dem Eindringen sog. indoeuropäischer Stämme kamen andere Erzählungen und Vorstellungen auf mit „männlichen Göttern“, 
als Krieger und Eroberer dargestellt, wie Zeus, der Göttinnen mit List verführt. 
Die ehemaligen „weiblichen“ Göttinnen wurden den „männlichen“ Göttern als Ehefrauen und Lustobjekte an die Seite gestellt.
Warum dieser kleine Ausflug in unsere Kulturgeschichte im Bahnhof der Geschichte? Es soll deutlich werden, 
wie sich im Laufe der Geschichte das weibliche und männliche Prinzip entwickelt hat und wie uns diese Denkweisen bis heute regieren: 
weiblich als gebärend empfangend, männlich als kämpfend, stark, aktiv.

Aufregend ist die Erkenntnis, dass beide Prinzipien sowohl im Mann als auch in der Frau wirken. Das heißt, dass der Mann auch weibliche Anteile hat und die Frau männliche, 
und dass die Anteile jeweils in der Verbindung von Mann und Frau zum Tragen kommen. Die Frau kann in der Partnerschaft aktiv, 
stark sein und der Mann eher der empfangende Teil und umgekehrt.
Zurück im Zug machst du dir klar: Vorsicht mit „typisch Mann“ und „typisch Frau“! Und du fragst dich:
 “Ist es nicht erwachsen, wenn Frau und Mann in einer Partnerschaft sich als gleichwertige Partner verbinden, versuchen, 
jeweils den geliebten Partner anzuerkennen, wie er ist mit allen seinen Macken, Fehlern und in seiner Andersartigkeit, und nicht, wie du ihn haben willst? 
Dass du ihn nicht als Objekt für deine Wünsche und Begierden benutzt, sondern dass ihr ein Verlangen entwickelt, euch gegenseitig gut zu tun, 
die Bedürfnisse des Partners bzw. der Partnerin eher zu erfüllen als die eigenen. Und in Konflikten kann das nur bedeuten, die eigenen Bedürfnisse nicht zu wichtig zu nehmen.
 Denn viele Dinge, die dir am anderen fremd sind, sind deine eigenen Anteile. Du siehst dich im Gegenüber wie in einem Spiegel. 
Und eben diese Anteile von dir wehrst du ab, vielleicht mit einem typischen „Du bist unmöglich!!“.

Richte deinen Blick nun auf eine andere Sichtweise: Mann und Frau ergänzen sich in der Beziehung, bereichern ihr Leben und entdecken gemeinsam einen Sinn für ihren Weg. 
Ein liebendes Du können Mann und Frau aber nur sprechen, wenn die Beziehungs- und Schöpfungskraft in dieser Beziehung entdeckt und in das Geschehen einbezogen ist. 
Das könnte sich so anhören: „Danke, dass du da bist, danke Schöpfer für den geliebten Menschen, mit dem ich verbunden bin, dass Ich Du bin und Du Ich bist!“
Es kann auch sein, dass so viel Trennendes zwischen den Partnern steht, dass sie sich trennen und in einer neuen Beziehung an der Andersartigkeit
des Anderen arbeiten und sich weiterentwickeln. Eines führt nicht weiter: den Partner einfach auszutauschen, wie sonst üblich in unserer Konsumwelt.

Mann und Frau bilden in ihrer Dualität ein Ganzes, ergänzen sich. Sie verfügen gemeinsam über eine große Palette von Möglichkeiten, 
ihr Leben so zu gestalten, dass jeweils ihre Seele reicher wird, beziehungsreich. Wenn einer über den anderen verfügt, ist das gegen das Leben, schadet der Verbindung, 
macht die Seele beziehungsarm oder sogar beziehungslos. Das wäre der Tod einer Beziehung. Weiter fragst du dich, warum heute so viele Menschen alleine leben, 
warum so viele Partner und Eheleute sich trennen, warum so viel Trennung und so wenig echte Verbindung besteht. Vielleicht sind wir einfach noch nicht erwachsen genug!
Weiterfahrt und der Blick aus dem Fenster

Der Zug des Lebens rast durch blühende Landschaften, aber beim genauen Hinsehen fällt dir auf, dass viele Menschen nicht sehr glücklich wirken, 
gehetzt und sogar aggressiv sind. Dieselbe Erfahrung machst du auch bei den Mitreisenden im Zug: Einige spielen sich auf, wollen bestimmen, 
wie man sich im Zug zu verhalten hat, andere nehmen einen Luxuswaggon in Anspruch und lassen ihn bewachen. 
Du hörst viele Reisende streiten und böse Worte über andere sagen, so als gebe es Menschen erster und zweiter Klasse. 
Du siehst helfende Hände, aber du fragst dich auch, warum sich alle so wichtig nehmen. Und dein geschultes Auge für Frau und Mann muss leider feststellen, 
dass Männer nicht gerade gut mit ihren Frauen umgehen und Frauen oft auch nicht mit ihren Männern.

Du spürst Wut in dir hochkommen, weil sich Menschen unmöglich und würdelos verhalten. 
Da hörst du auch schon die Durchsage für den nächsten größeren Halt am Bahnhof der „Prinzipien“. 
Eine verantwortungsbewusste Schaffnerin bittet die Passagiere, auszusteigen und sich für einen spannenden Tag im Bahnhof „Prinzipien“ aufzuhalten.
Haltestelle am Bahnhof der Prinzipien

Vor einem großen Plakat mit der Aufschrift „Das männliche Prinzip“ beginnt die redegewandte Schaffnerin ihren Vortrag:
„Jeder möchte der Stärkste, Klügste und Intelligenteste sein, alles Erfahrungen bereits unter Jugendlichen. 
Und Probe aufs Exempel: Wer steuert diesen Zug? Bei genauerem Hinsehen erweist sich dieses “Wer” als männlich, nicht weiblich. 
Wer oder was regiert, manipuliert, dominiert und kontrolliert unsere Welt? Wer übt sich in dem Spiel: “Ich habe recht und du unrecht, wie im Kleinen, so auch im Großen”? 
Wer führt den Krieg? So sind dort nahezu keine Frauen zu sehen. Und wenn wir uns den Fahrersitz noch näher anschauen, 
sehen wir nicht einzelne Männer, sondern eher ein männliches Charakteristikum, eine Haltung, die man auch als absolutes Ego bezeichnen kann. 
Falls eine Frau dieses Charakteristikum an den Tag legen will, kann auch sie das Steuer in die Hand bekommen.
Das ist die eine Seite der Medaille.

Wenn dem so ist, wie sieht die andere Seite aus? Wo bleiben die Frauen? Oder genauer: Wo bleibt die weibliche Wirklichkeit, der Gegenpol zum männlichen Ego? 
Betrachten wir die folgenden Plakate, die sich zusammenfassen lassen unter der Überschrift: „Das weibliche Prinzip“.
Bevor wir schauen, wo die weibliche Wirklichkeit im Zug sitzt, sollten wir uns zuerst fragen, was die Fähigkeit des weiblichen Prinzips gegenüber dem Männlichen ist.
Das Weibliche begegnet uns als Fähigkeit, Probleme zu lösen, ohne Rückgriff auf Gewalt oder Machtausübung, also das Gegenstück des männlichen Prinzips.
Doch achten wir wieder im Zug unseres Lebens auf unsere Fahrgemeinschaft. Da müssen wir jetzt weit nach hinten in den Zug gehen, wo es in aller Stille sitzt.
 Das heißt, im Zug des Lebens sitzen die Frauen hinten, in der 2. Klasse. Die Frauen, die weiter vorne sitzen, regen sich wahnsinnig darüber auf und beschweren sich, 
wie schmutzig der Zug ist. Und wiederum andere Frauen beschäftigen sich mit der Umverteilung der hinteren Sitzplätze. 

Die Frauen in der letzten Reihe reisen schweigend und eine weitere Gruppe von Frauen reist im Gepäckraum. Sie sind nicht zu hören, 
ja sie sind nicht einmal in der Öffentlichkeit zu sehen.
Und genauso, wie das männliche Erwachsenwerden geprägt wurde, wurde das weibliche auf ihre Art geprägt. 
Viele Frauen haben die Erfahrung gemacht und glauben, dass es unbedeutend ist, was sie tun. Sie haben nie wirklich Anerkennung erfahren. 
Nicht wenige mussten im Laufe ihres Lebens entdecken, was sie immer gespürt haben. Sie waren als Mädchen nicht erwünscht. 
Die Eltern erhofften sich einen Stammhalter. Weiblichen Wesen ist oft mit einem Lächeln eingeredet worden:
 „Das kannst du doch nicht“ oder „Das ist nichts für Frauen“, was sich dann anhörte wie Spott. 
Diese subtilen oder offenen Erfahrungen mit Abwertung und mangelnder Anerkennung wirken wie Schläge, die wehtun und schmerzen. 
Gleichzeitig besteht das Bedürfnis nach Nähe, nicht alleine zu bleiben, geliebt zu werden, Kinder zu bekommen. So bleibt nicht wenigen Frauen nichts anderes übrig, 
als sich anzupassen oder in Beziehungen ihre Fähigkeiten zu entdecken, wie sie umgekehrt Männer manipulieren können. Oder sie geraten in eine Opferrolle, 
in der sie Erniedrigung, verbale und körperliche Gewalt zu ertragen haben. Die überfüllten Frauenhäuser sind ein sichtbarer Beleg dafür. 
Da haben Frauen nach viel Leiderfahrung endlich den Mut gefunden, dem würdelosen Beziehungsalltag zu entfliehen.
Ein Faktor, der das weibliche Prinzip im hinteren Teil des Zuges hält, ist auch der Spott und die Verachtung der Männer für Frauen, 
die sich im Zug nach vorne begeben wollen, um mehr Verantwortung im Leben zu übernehmen und für ihr Recht zu kämpfen.
 
Kein Wunder, dass Frauen, die berufliche Leiter nach oben klettern wollen, dann das Verhalten von Männern annehmen: kämpferisch, mit Machtgehabe, rational.
Einmal mehr verlässt du nachdenklich den Bahnhof der Prinzipien. Dieser Tag war anstrengend. Du spürst, was diese Informationen mit dir machen. 
Als Frau bist du jetzt vielleicht stolz auf die Frauen, die für ihre Rechte kämpfen und mehr Verantwortung übernehmen wollen. Als Mann empfindest du vielleicht so etwas wie Scham. 
Wie können Männer mit Frauen so umgehen? Müssten wir nicht unsere Sichtweisen von Mann und Frau, männlich und weiblich überdenken, verändern? 
Braucht das Leben eine andere Ausrichtung, damit echte Partnerschaft, echte Beziehung gelingen kann?
Während der Zug seine Fahrt fortsetzt, wird in allen Abteilen ein Videofilm eingespielt:
Erste Liebe und die Alltagsrealität

Du siehst dir die Geschichte einer Partnerschaft an, wie sie im Alltag häufig vorkommt: Du triffst einen anderen Menschen und es funkt, 
der Funke springt über, du fühlst eine ungeheure Attraktion zu diesem Menschen. Du bist verliebt und spürst die Kraft der Liebe, wenn ihr beieinander seid. 
Du verstehst dein Gegenüber ohne Worte. Entfernt sich der geliebte Mensch aber von dir, so empfindest du den Mangel des Alleinseins, und es entsteht eine Sehnsucht:
 “Ist er vielleicht mit einem anderen Menschen zusammen?” So leidest du unter Eifersucht. Das heißt, dieses tolle Gefühl, die Kraft, Berge versetzen zu können, ist äußerst labil.
Im partnerschaftlichen Alltag – und das muss keine Ehe sein – kommen die Verpflichtungen dazu: Beruf, Kinder…Daraus erwachsen Konflikte, Stress, Missverständnisse,
die nach Lösungen rufen. Und in diesen Konflikten um Lösungen – „Wer holt die Kinder ab? Wer reduziert im Beruf? – prallen unterschiedliche Interessen 
und Bedürfnisse aufeinander, die sich oft schwer harmonisieren lassen. So wird es eine Auseinandersetzung um Recht und Unrecht. 
Jeder ist davon überzeugt, dass er recht hat. Und der einst so geliebte Partner hat dann entsprechend unrecht.

Eine andere Möglichkeit ist, dass die Probleme nicht zur Sprache kommen. Jeder nimmt Rücksicht auf den anderen. Wie schnell kommt dann das Gefühl auf:
 Du gibst ununterbrochen und fast nichts kommt zurück, keine Resonanz. Es entsteht ein Unbehagen. Und mit diesem Unbehagen beobachtest du, 
dass die Zeit, in der sich Partner gut verstehen, von Mal zu Mal kürzer wird, bis irgendwann dieser Rahmen nicht mehr funktioniert. 
Jeder geht dann seinen eigenen Weg. Heute bedeutet das oft Abbruch der Beziehung und dann Scheidung.
Dazu kommt, dass die aktuelle Genderdebatte dir zeigt, dass nicht in erster Linie die Geschlechtsmerkmale entscheiden, wer Mann oder Frau ist, 
sondern wer sich als „Mann oder Frau“ fühlt. Scheinbar ist alles um die Debatte „Frau-Mann“ herum im Fluss.

Und wieder fragst du dich: Was müsste sich bei uns Menschen in diesem Zug ändern? Männlich, weiblich, Mann, Frau? Wie können wir in Würde als Frau und Mann, 
überhaupt als Menschen, miteinander umgehen? Den Zug des Lebens anhalten geht nicht. Eine Revolution veranstalten, Leute aus dem Zug werfen, 
die anders sind und anders denken, geht auch nicht. Wagen abhängen, Menschen zurücklassen? Müssen die Weichen anders gestellt werden? 
Und wer bestimmt dann, wo die weitere Reise hingeht?
Du weißt, dass du den Zug der Menschheit nicht verlassen kannst. Du möchtest in der Beziehung zwischen Frau und Mann etwas ändern. 
Es kommt Bewegung in dich, und Bewegung heißt, du bewegst dich, machst dich noch einmal auf den Weg. Und was du nicht für möglich gehalten hast: 
da existiert noch ein Waggon mit Passagieren, den du bisher übersehen hast, warum auch immer.
Die etwas anderen Passagiere

In jedem Abteil des unerkannten Waggons treffen sich immer wieder Menschen aus dem Zug des Lebens. Das erste Abteil ist geschmückt mit einer Blütenpracht und Sternbildern. 
Leise Flötentöne dringen an dein Ohr. Und was du über sie erfährst: Sie suchen nach einem Weg aus ihrem Beziehungschaos. Sie streben nach kosmischer Erleuchtung. 
Sie erwarten Hilfe für ihr persönliches Leben. Es geht um das Wohlergehen jedes Einzelnen. Der Partner oder Freund, der kein Interesse an diesem Weg hat, wird zurückgelassen. 
Es scheint so, dass die einzelnen Frauen und Männer in dieser Gruppe Halt finden und sich geborgen wissen. Die Frage bleibt, wie sich ihr Leben im Alltag weiter gestaltet. 
Wird sich etwas ändern? Oder wirkt die Arbeit in der Gruppe wie Opium, das den Alltag einfach vergessen macht oder zumindest erleichtert?
Eine ganz andere Gruppe erlebst du im übernächsten Abteil, wo es sehr nüchtern zugeht. Sie sitzen wie Freunde beieinander und lesen gemeinsam aus einem Buch. 
Diese Gruppe erregt deine ganze Aufmerksamkeit. Es dringen Sätze an dein Ohr, die dir vertraut sind: „Wir Menschen sind durch und durch Ego-Wesen, 
fragen nur nach unserem Nutzen. Alle, ob Frauen oder Männer wollen in erster Linie haben, empfangen. 

Diese Lebensweise führt ins Unglück.“ Ein anderer sagt: „Schau dir die Welt an, schau dir die Menschen an. Sehen sie glücklich aus? Jeder sucht nur seinen eigenen Vorteil. 
Das ist doch kein Leben.“
Wenn wir die zwei Abteilungen genauer betrachten, so erkennen wir auf den ersten Blick ein gemeinsames Verlangen, ein Verlangen nach Spiritualität. 
Von da an unterscheiden sich die zwei Abteile. In einem Abteil geht es um die im Volksmund bekannte Esoterik und im anderen um eine Wissenschaft. 
Und worin besteht der Unterschied? In der Esoterik versprechen Lehrer oder Gurus, mit verschiedenen Techniken und Ritualen das Schicksal so zu beeinflussen, 
dass die einzelnen ein Leben in Freiheit und Glück führen können. Die Menschen fühlen sich mächtigen Naturkräften verpflichtet. 
Für die Kurse und Übungen bezahlen sie zum Teil sehr viel Geld. Und da beginnt oft das Geschäft mit der Spiritualität. 
In diesem Licht, in dem die vergangenen Kräfte einer Hochkultur wieder aktiviert werden, entsteht sehr leicht Manipulation oder Domination. 
In Wahrheit laufen Menschen diesen Kräften hinterher, weil sie auf der Suche nach Sinn die Möglichkeit haben, die vielfältigen Angebote zu testen wie in einem Supermarkt. 
Jeder holt sich das, was er in seinem egoistischen Verlangen braucht. Das kann trotz aller Glücksversprechen nicht funktionieren.

Eine ganz andere Absicht hinter ihren Aufgaben sehen wir in dem Abteil, wo eine verborgene Wissenschaft enthüllt werden soll, nämlich die, 
die Schöpfung zu enthüllen und sie lebendig werden zu lassen. Eigenschaften, die dem Schöpfer ähnlich sind. Liebe, Freude und Genuss sollen verbreitet werden. 
Diese Gruppe von Menschen nähert sich Schritt für Schritt der Ausgeglichenheit der wahren Natur und deren  Wirklichkeit an, und zwar durch die Änderung ihrer Absichten, 
die hinter den Handlungen vom Empfangen zum Geben stehen. Durch solche Handlungen wird der Sinn der Spiritualität erst geboren, indem wir etwas lernen, 
was entgegengesetzt unserer Natur ist, nämlich zu GEBEN. Das heißt, die Menschen in diesem Abteil sehen auch ihre Aufgabe darin, 
das menschliche Chaos wieder ins richtige Verständnis zu bringen.

Du erinnerst dich an eine alte Weisheit, die deine Großmutter immer wieder zitiert hat: „Geben ist seliger als Nehmen“. 
Es sieht so aus, dass in diesem Abteil gemeinsam gearbeitet wird. Sie nennen das „Arbeit am Ego“. 
Es ist keine neue Religion, keine neue Philosophie oder Psychologie, keine Esoterik. Diese Menschen wollen nicht nur Anerkennung empfangen, 
sondern Anerkennung schenken, nicht nur Liebe empfangen, sondern ebenso Liebe schenken. Hier zeigt sich, was es heißt: “Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“
Du mischst dich nun ein und fragst nach dem Thema „Mann und Frau“. „Wie seht ihr das, dass wir nun einmal Frauen und Männer sind?“ Und die Antwort:
 „Nach unserem Verständnis sind Frauen Empfangende, die aber eher bereit sind zu geben, zum Beispiel versorgen sie ihre Kinder mit ihrer natürlich angelegten Mutterliebe. 
Männer müssen richtig daran arbeiten, wirklich geben zu können, ohne dass es mit Anerkennung verbunden ist, 

im Sinn: “Schau mal, wie toll ich bin“. Beide, Frau und Mann, unterstützen einander, ihr Ego zu verändern. Sie brauchen jeweils den anderen männlichen oder weiblichen Teil.“
Du machst dir Gedanken, was das für dich bedeutet. Die Art, wie die Leute in diesem Abteil miteinander umgehen, fasziniert dich. Du spürst, 
da ist Gemeinschaft. Sie hören einander zu. Jeder und jede wird ernst genommen. Keiner wird runtergemacht oder gar lächerlich. 
Kannst du dir denken, dass sich im Umkreis dieser Freunde und Freundinnen etwas ändert, dass sie so würdevoll miteinander umgehen und dass dieses Verhalten auf ihre Umgebung wirkt? 
Welch ein Wandel! Und kannst du dir vorstellen, dass auch die Partner davon profitieren?

Was hast du beobachtet? In diesem Abteil arbeiten Männer und Frauen bewusst an einer Transformation, an einer neuen Sichtweise von Welt und Mensch, 
von Sinn und Verstand. Möglicherweise siehst du auch die Menschen im Zug, ja die Zugfahrt insgesamt mit anderen Augen. Der Zug rast nicht nur so dahin wie ein sinnloses Vehikel. 
Denn der Zugführer ist weder ein Mann noch eine Frau. Der Zugführer des Lebens führt den Zug auf seine Art. Er will für alle das Beste. Er ist ein total Gebender und Schenkender. 
Nur haben das noch nicht alle bemerkt. Aber die es bemerkt haben, wissen, die Richtung stimmt, das Leben lohnt. Sie spüren das. Und du spürst es auch. 
Es hat Konsequenzen für ein Zusammenleben, für eine Partnerschaft.

Du wirst einen Partner finden. Er wird dich finden, wenn du bereit dafür bist und deine Absicht „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ lebendig werden lässt. 
Mitgefühl ist dann kein Begriff aus dem Lexikon über menschliches Verhalten im Zusammenhang mit Gefühl, Sympathie oder Mitleid. 
In Liebe und Mitgefühl zu deinem Partner weißt du einfach, was du bereits gehört hast: „Ich bin Du und Du bist Ich.“ 
In diesem Gefühl der Verbundenheit arbeitet ihr euch gemeinsam durch die Phasen eures Lebens, durch gute und schwierige Zeiten.
Nach deinem Besuch der Abteile in diesem besonderen Waggon kehren alle wieder an ihre üblichen Plätze zurück. 
Was nimmst du aus deiner Erfahrung im Zug mit, aus den Begegnungen in den Bahnhöfen, aus den Gruppentreffen? 
Was hat dein Herz berührt und geöffnet?

Der Rat, den wir dir geben, ist: Vergiss nicht, was du in diesem Lebenszug alles an Gutem erlebst und wer diesen Zug unsichtbar lenkt und leitet. 
Da ist Kraft drin zum Guten, Energie, dass Menschen im Zug sich verbinden, eine Einheit spüren, als seien sie zu einer einzigen Seele verschmolzen, 
wie du es in der spirituellen Gruppe erlebt hast. Und du hast auf jeden Fall gelernt, dass ein Einzelner aus sich heraus  sich selbst nicht verändern kann. 
Er braucht die Gruppe, die gute Umgebung, wo Männer und Frauen sich gegenseitig unterstützen und ergänzen.
Diese ungewöhnlich-gewöhnliche Zugfahrt im Zug des Lebens kann zu einem Angebot an alle sein, die wirklich etwas verändern wollen, 
auch in der Beziehung von Frau und Mann. Veränderung, Transformation ist immer möglich. Dafür sorgt schon der Zugführer!

Im März 2023  Julius Kulhanek  Günther Paehlke

Julius - 15:24:58 | Kommentar hinzufügen